Vorbildliche Wurfhaltung: Hippy Oppliger vom PC Biberist, Zweiter der Schweizer Meisterschaft im Platzgen 2018 in Schüpfen.
Das Teil sieht aus wie Lisa Simpsons Kopf und erfunden haben es ausnahmsweise wirklich die Schweizer, im Berner Land, vieleicht im Emmental. Wir reden nicht von Käse sondern von der Platzge und der dazugehörigen urigen traditionellen Berner Wurfsportart Platzgen.
Seit dem Mittelalter werfen die Berner das gezackte Metallteil über 17 Meter an den Schwirren im Ries. Ein angeschrägter Topf mit gestampftem Lätt (Lehm), 1,4 Meter im Durchmesser, mit einem Metallstengel (Schwirren) in der Mitte. Das Wurfgerät wiegt zwischen 1 und 3 Kilogramm und hat einen Durchmesser von maximal 18 Zentimetern. Zwischenzeitlich dürfen auch „Wiibslüt“ mitmachen, sie werfen 11,5 Meter. Ziel des Spiels ist es, die Platzge direkt an den Schwirren zu schmeißen, was mit 100 Punkten belohnt wird. Jeder gemessene Zentimeter Abstand zieht einen entsprechenden Punkteabzugnach sich. (25 cm Abstand zum Schwirren sind z.B. 75 Punkte). 24 Würfe pro Wettkampf erfordern jede Menge Kraft, Konzentration und Ausdauer und eineinhalb Meter Anlauf. Die Platzger sind selbstverständlich organisiert, aber zu einer wirklichen panhelvetischen Vereinigung haben sie es noch nicht geschafft. Geplatzget wird vorwiegend bernerisch. Daa gahts zur homepage
50 Clubs umfasst der Verband mit ca. 400 Mitgliedern. Die zentralen jährlichen Veranstaltungen der Platzger sind das Frühlingsfest, die Meisterschaft und das Verbandsfest. Feschtli feiern gehört zum Platzgen dazu. Hier ein Video von der Meisterschaft 2018 in Utzensdorf auf Youtube.
Das Stichwort Platzgen fördert allerhand Erhellendes aus dem Netz zutage. Guet Lätt, Guten Lehm wünschen sich die Platzger vor Wettkampfbeginn. Eine aktuelle Verbindung zum Petanque gibt es auch. Das katalanische Santa Susanna, beliebter Treffpunkt der europäischen All-inclusive-Boule-Senioren, versammelt alljährlich auch die bernischen Platzger zum regelmäßigen Trainingslager unter mediterraner Sonne. Ob sie den Lehm fürs Ries mitnehmen?.
Das 2. Foto zeigt eine Platzge mit Daumenmulden für optimalen Griff: https://www.srf.ch/sport/mehr-sport/platzgen-wie-zu-gotthelfs-zeiten