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Bootschmessen2Beim Wurfgerät hat der Jenische freie Wahl und das Messen gehört beim Bootschen genauso wie beim Boulen einfach dazu. Foto: V. Nobel, wikimedia commons

Was dem Bouler die Sau, ist dem Jenischen das Plamp und seine Kugeln sind Steine und heißen Bootsch. Das Spiel Bootschen oder Bootschnen ist Sport, Kultur und Tradition. Es gilt als traditionelles Wurfspiel der Jenischen*, das bisher ein verstecktes Dasein am Rande von Stellplätzen des fahrenden Volkes führte. Der Name leitet sich aus dem Allemannischen ab und findet sich im italienischen Boccia wieder. Im Herbst 2005 fand das weltweit erste öffentliche Bootschturnier in Singen statt, das eine Mannschaft aus Freiburg/Pfullendorf gewann. Seit 2010 existiert eine Schweizer Meisterschaft und seit 2011 der Maselsassi Bootschclub in Basel.

Bei den Wurfgeräten fühlt sich der Jenische frei und nimmt was sich anbietet, das sind traditionell Steine, können aber auch Bremsscheiben, Hufeisen oder was auch immer sein. Das Plamp ist traditionell eine Bierflasche, im geregelten Turniersport eine Bierdose. Das Prinzip ist wie fast bei allen Kugelspielen, ran an den Plamp. Beim Terrain ist der Jenische ebenso flexibel wie der Bouler, jeder Untergrund bietet sich an, auch die Ausmaße des Spielfeldes sind ähnlich der des Petanquespiels. 6 Bootschen hat jeder Einzelspieler oder die Mannschaft. Gezählt wird, schon wieder eine Übereinstimmung, zumindest in der Schweiz bis 13 Punkte. Der Maselsassi-Bootschclub stellt die Regularien auf seiner Homepage übersichtlich dar. http://www.maselsassi.ch/wasistbootschen.html Ein kurzer Youtubefilm macht das Spiel anschaulich. https://www.youtube.com/watch?v=JMmYAgTk2l0

* Die Jenischen sind eine vergessene, transeuropäische ethnisch uneinheitliche Minderheit, die Nachfahren der Ausgestoßenen und Außenseiter der mitteleuropäischen Mehrheitsgesellschaften in den deutschsprachigen Ländern, sowie Benelux-Staaten, Italien und Frankreich. Früher Fahrende, heute meist seßhaft oder teilseßhaft, aber immer noch diskriminiert und mehrheitlich nicht akzeptiert. Über die genaue Herkunft kursieren viele Theorien. Der Interessierte findet bei wikipedia  https://de.wikipedia.org/wiki/Jenische  oder bei der Süddeutschen http://www.sueddeutsche.de/politik/diskriminierte-minderheit-jenische-das-vergessene-volk-1.3313739 erhellende Informationen.


Ich bin Rentner und momentan unausgelastet. Da ist nun ein Nebenjob ausgeschrieben für den es nur eine Spielerlizenz braucht und die Bereitschaft nach Absprache den Trainer C-Schein zu machen. Das wäre was für mich, rüstig bin ich noch und auch noch einigermaßen bei Verstand. Seit zig Jahren schmeiße ich schon die Kugeln, sogar in Tschechien hab ich schon beim Münchhausenturnier in Orech mitgemacht. Englisch kann ich auch passabel und „bon jeu“ kommt mir flüssig über die Lippen. Meine Ehefrau und meine Katzen bestätigen mir Flexibilität, Teamfähigkeit und starke Kommunikationskompetenz, zuhören kann ich gut. Wenn mich meine Frau lässt, bin ich sogar führungsstark und reisebereit auch über mehrere Tage hinweg. Sie wird mir jederzeit bestätigen, daß ich immer ansprechbar bin und mich fast nie einer unterstützenden Tätigkeit entziehe. Ich lerne auch gerne hinzu und mache alles was man mir sagt. Eine meiner Kernkompetenzen ist die Analyse. Welche Katze auf den Teppich gekotzt hat erkenne ich auf Anhieb. Dabei bin ich genügsam wie ein Kamel, habe Zeit ohne Ende und meine Vereinsfreunde bestätigen mir gewisse koordinative und administrative Fähigkeiten. Unsere Vereinsmeisterschaft klappt immer. Außerdem beklage ich mich auch nie wenn sich andere in den Vordergrund drängen. Ich glaube, daß ich damit gute Chancen auf den ausgeschriebenen Job des Bundestrainers beim DPV habe, vor allem wenn ich den DPV-Präsidenten und -Direktoren vorschlage mich als Minijobber einzustellen. http://deutscher-petanque-verband.de/ausschreibung-bundestrainer-seniorenbereich/


Boeln_Foto_ColumbusSehr spezifisches Verkehrsschild. Foto: Columbus, wikimedia commons.

 

Das Winterhalbjahr hat begonnen, traditionell die Zeit des Boßelns. Angeblich stammt der norddeutsche Traditionssport vom sogenannten Klootschiessen ab, einem ländlichen Weitwurfwettkampf mit Lehmbollen auf freiem Feld, den man vermutlich aus Komfortgründen irgendwann mit anderen Wurfgeschossen auf befestigte Wege verlegte und damit das Boßeln kreierte. Das Sportgerät heißt Holz obwohl es zwischenzeitlich aus Gummi, oder Kunststoff gefertigt ist. Holz aus Holz gibt es aber nach wie vor, der traditionsbewußte Hobbyboßler greift immer noch zur Pock- oder Franzosenholzkugel. Dieses Tropenholz ist besonders hart und zäh und stammt vom Guajakbaum aus Südamerika. 12 cm Durchmesser hat das Spielgerät für Männer, 11 cm für Frauen. Der Verfasser kennt es von den norddeutschen Exilanten in der bayerischen Diaspora, nach langer Sommerruhe werden die antiken Holzkugeln, mit übrigens katastrophalem Rundlauf, vor dem ersten Einsatz ausgiebig gewässert.

Einen Deutschen Dachverband gibt es nicht, aber der Friesische Klootschießer-Verband (FKV) https://www.fkv-online.de/ mit Sitz in Jever vertritt mehr als 40.000 Boßler und Klootschiesser aus den Landesverbänden Ostfriesland http://www.lkv-ostfriesland.de/ und Oldenburg http://www.klv-oldenburg.de/?top=4. Zusammen mit den weniger bedeutenden Verbänden aus Schleswig-Holstein, Nordhorn und NRW http://www.nrw-kbv.de/ veranstaltet der FKW auch deutsche Meisterschaften im 4-Jahrerythmus. Die nächste findet 2018 in Aurich statt. Damit bekommt ein deutsche Boßelmeisterschaft den Seltenheitswert Olympischer Spiele. Ein großer Vergleichskampf zwischen Ostfriesland und Oldenburg hat Tradition und zeugt von großer Rivalität zwischen den Regionen. Die zahlreichen Boßel-Ligen im norddeutschen Raum fordern den Boßelsportler dauerhaft und sorgen für reichlich Wettkampfpraxis.

Ja wie geht das Spiel nun? Zwei Mannschaften von 4 bis zu …. Personen treten gegeneinander an, die versuchen für eine vorgegebene Strecke von etwa 4 bis 6 Kilometer auf öffentlichen Straßen und Wegen mit so wenig Würfen wie möglich auszukommen. Am Start an der Abwurflinie wirft Mannschaft A erstmal ihre Kugel die Straße entlang, Team B legt nach. Das nun zurückliegende Team wirft nun vom Ruhepunkt seiner Kugel zum zweiten mal und muß das vorneliegende Team übertreffen. Verlässt eine Kugel die Straße und rollt weiter, muß vom Punkt geworfen werden an dem sie die Straße verlassen hat. Schafft ein Team im Lauf des gegenseitigen Werfens es trotz eines Wurfs mehr nicht das andere Team zu übertreffen, ist ein Pluspunkt, der oder das Schö(ö)t erreicht. Danach geht es wieder wie am Anfang weiter. Einheimische Autofahrer tragen die Einschränkung durch die zweckfremde Nutzung des Wegenetzes mit Fassung, denn Boßeln ist Volkssport. Die Website https://www.bossel.de/Bosseln erklärt den Sport sehr gut und ist gleichzeitig Bezugsquelle für Boßler und Klootschieser. Dieser Boulesport kann relativ günstig sein, da sich ja mehr Personen im Wettkampf eine Kugel teilen, auch wenn sich der rauhe und harte Untergrund verschleißfördernd auswirkt. Wikipedia beschreibt ausführlich https://de.wikipedia.org/wiki/Bo%C3%9Feln

Was dem Bouler der Magnet, ist dem Boßler der Kraber, eine Art Schöpfkellengabel mit langen Stiel um das Wurfgerät aus Gräben, Gebüsch und Wasser zu bergen. Dringend notwendig, denn die Boßelkugel schwimmt nicht, und die norddeutsche Tiefebene ist von zahlreichen Straßengräben und Wasserläufen durchzogen. Eine Zielkugel wie in unserem Standsport gibt es nicht, das Maß ist immer die gegnerische Kugel.

Bei Sportboßlern verpönt, bei hobbymäßiger Ausübung gerne praktiziert, eine Wegzehrung, bevorzugt alkoholischer Natur, im mitgeführten Bollerwagen. Finaler Gipfel des Boßelvergnügens, nach Überspielen des Zielstrichs, die Einkehr bei Grünkohl und Pinkel. http://www.lecker.de/gruenkohl-mit-oldenburger-pinkel-44265.html

Eine NDR-Doku auf Youtube bringt das Boßeln auf den Punkt https://www.youtube.com/watch?v=9CUgcEZtACA


20160429_144612Henri Matisse (1869 - 1954) französischer Maler sah im Boulespiel eine “Manifestation menschlicher Kreativität” und in seiner Ausübung “ein Instrument die Sprache des Lebens zu verstehen”. Schöner gesagt, als von der Mehrzahl der Spieler praktiziert. Das Ölbild des Künstlers entstand 1908 und wird seiner “Experimentellen Periode” zugeordnet. Dieter hat es in der Kunstsammlung der Eremitage in Sankt Petersburg/Russland entdeckt und fotographisch festgehalten.


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Schnödes Ende einer edlen Kugel. Meine "As de carreau" vom Hersteller Integrale hat mir ein carreau der besonderen Art beschert. Nach einem Volltreffer ist eine der Messingkugeln, sie werden angeblich gegossen, einfach aufgeplatzt. Auffallend ist die grieslige, einem Mürbteig nicht unähnliche Struktur der Bruchflächen, sowie die Verschlusschrauben an den Polen, die an die Zünderbohrung einer Handgranate erinnern. Meine Vorstellung Messingvollkugeln zu besitzen war ja komplett daneben, diese Boules sind eher dünnwandig wie Tischtennisbälle. Jetzt weiß ich wenigstens wie meine Kugeln innen aussehen, wer kann das noch von seinen Wurfgeräten behaupten.


Wer diesen Freitag nicht zum Boulespiel auf den Karlsplatz kommt wird zum Training in einer virtuellen Welt verdonnert. Im Internet gibt es ein kostenloses 3D Petanquespiel für Stubenhocker. Schlechtes Wetter, Schloßfest, Migräne oder Sonstiges dürfen absofort nicht mehr als Ausrede für Trainingsdefizite herhalten. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Mehrheit für den Neuburger Kiesplatz entscheidet, satt nächtelang virtuelle Boulespieler mit psychologischen Kniffen in die Knie zu zwingen.


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