Sternbild des Orion spiegelbildlich. Boulekugeln als Kunstobjekt im Pavillon Uruquays auf der Biennale in Venedig. Foto PCN.
Der von Yamandú Canosa gestaltete Pavillon Uruquays auf der 58. Biennale in Venedig ist als „inclusive and empathic total landscape“ angelegt und steht unter dem Motto La casa empática.
Die vier, nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Wände des Hauptraumes beschreiben mit ihren installierten Bildern, Wandmalereien und Objekten eine Gesamtlandschaft, die Begriffe wie Territorium, Grenzen, Vermischung, Zugehörigkeit, Instabilität und Unterschiedlichkeit thematisieren. Den Himmel dieser Welt, bildet ein Deckengemälde mit der Darstellung des Sternzeichens Orion, das sein Spiegelbild am Boden wiederfindet, geformt mit nagelneuen Boulekugeln.
Daß der Künstler unseren Sport damit als den Himmel auf Erden beschreibt, ist wohl eine gewagte Interpretation, macht aber den Pavillon des kleinen südamerikanischen Landes für Bouler auch zu La casa simpática.
Abb. Bucheinband, Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Nein es geht nicht um unseren häufig verschmähten starren Abwurfkreis.
Der us-amerikanische Autor Dave Eggers beschreibt in seinem Roman Der Circle vielmehr das Leben in der schönen neuen Welt des transparenten Internets. Eggers erzählt in seiner Geschichte um die jobsuchende Mae Holland die, auch von zahlreichen Boulern gerne und ausgiebig genutzte, Facebook-Twitter-Instagramm-whatsapp-Welt zu Ende. Erschreckend! Huxleys „Schöne neue Welt“ reloaded, meint die Frankfurter Allgemeine und Schriftstellerin Juli Zeh fordert: Jeder muss das Buch lesen.
Der Circle, Roman von Dave Eggers, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Taschenbuchausgabe, ISBN 978-3-462-04854-4, Preis 10,99 €.
Achtung „Socialmedia“-User, das Buch kommt ohne hashtags und Bilder aus, beschreibt auf fast 560 Seiten auch komplexe Sachverhalte und ist in zusammenhängenden Kapiteln und logischen Sätzen verfasst.
Einbeiniger Abwurf auf der Gurkendose. Die Sau liegt irgendwo im benachbarten Spielfeld. Foto: PCN.
Dosenboule, Blindwurf, Boule im Sitzen ...
Fürther Pétanque-Artisten erproben beim jährlichen Nocturne neue Spielvarianten. Das Reglement für das nächtliche Bouletreiben ist vom Exekutivkomitee der F.I.P.J.P. noch nicht abgesegnet - darf aber gerne diskutiert werden.
Auf größeren Boulefamilientreffen wie dem südbairischen Ligaspieltag in Kochel sorgen die immer wieder zu beobachtenden Vorführungen talentierter Bouleregelinterpreten für hohen Unterhaltungswert.
Der listige Betrüger: Spieler von Mannschaft A wirft das Schweindl viel zu kurz aus, geht die Entfernung sicherheitshalber ab und übergibt die Zielkugel unverzüglich einem Spieler von Mannschaft B. Der legt die Zielkugel genau auf die gleiche Stelle zurück, mit der Bemerkung, daß ihm die Entfernung gut passen würde und daß es ganz bestimmt 6 Meter seien. Spieler A ist verwirrt und meint die Sau läge klar erkennbar zu kurz und er wolle das zum Beweis messen. Spieler von B nimmt sein 2-Meter-Rollmaßband und drückt das Ende dem Spieler von A in die Hand. Beide messen zusammen und tatsächlich scheint die Zielkugel bei etwas mehr als sechs Metern zu liegen, bis Spieler A bemerkt, daß Spieler B listigerweise jeweils bei einsachtzig Maß nimmt. Auf massive Vorhaltungen zeigt der Falschmesser keine Einsicht. Die einsichtige Spielpartnerin des Maßbandvirtuosen entschärft die Situation und legt das Schweinchen korrekt.
Der cholerische Ahnungslose: Ein Spieler von Mannschaft A steht mit beiden Füßen voll auf dem Wurfkreis, als er seine Kugel gut an das Schweindl legt. Mannschaft B moniert den Wurf lautstark als ungültig. Der Spieler von A meint, sein Wurf sei gültig und B würde sich sowieso nur aufregen, weil er A so gut gelegt habe und B solle sich im übrigen nicht so anstellen. Mannschaft B weigert sich weiterzuspielen und ruft nach dem Schiedsrichter. Der Schiedsrichter kommt und erklärt dem Wurfkreisübertreter von A, daß sein Wurf ungültig sei. Erbost erwidert der Regelverletzer, niemand hätte ihm jemals gesagt, daß er nicht übertreten dürfe, solche Bestimmungen wären reine Schikane und so mache Boule einfach keinen Spaß.
Der nonchalante Schadensvermeider: 3:3-Mannschaft A hat eine Kugel, die zählt, gut am Schweindl liegen. Sechs gegnerische Kugeln blockieren höchst gefährlich alle Zugangswege zur Sau. Mannschaft B ist leer, Mannschaft A hat noch Kugeln. Ein Spieler von A steht mit seinen zwei Kugeln im Kreis. Nach kurzer Bedenkzeit trägt er seine zwei Kugeln wieder nach vorn und nimmt die zählende eigene Kugel einfach aus dem Spiel, mit der Bemerkung, "mia nemmat de oine". Der Gegner protestiert nicht. Das in diesem Match ausnahmslos bei jeden Wurf die Spieler beider Mannschaften einträchtig palavernd und dichtgedrängt um den Wurfkreis stehen, rundet das Gesamtbild dieses harmonischen Boulekränzchens ab.
Wie sagt der Bayer? „Wenns ned zum Lacha waar, miassad ma glatt woana“.
Die meisten Leser haben unser Aprilscherzchen natürlich sofort erkannt. War ja aber auch sowas von überzogen, unsere Meldung von Petanque als neuer paralympischer Sportart.
Auch wenn die Teilnahme Behinderten vorbehalten ist, so gelten die Paralympics natürlich immer noch als veritable Sportveranstaltung. Selbstverständlich legen die Verantwortlichen der Paralympischen Spiele die Messlatte für Athletik und Dynamik naturgemäß nicht so hoch, einen gewissen sportlichen Mindeststandard müssen die Bewerbersportarten aber allemal einhalten, da wird sich in Zukunft so schnell nichts ändern.
Fataler Volltreffer, eine sauber halbierte As de Carreau von Integrale
Ist es ein Systemfehler oder nur Pech? Bereits der zweite Satz einer Integrale As de Carreau, von zweien im Verein, war den Anforderungen des Boulebetriebs nicht gewachsen und wurde während des Spiels „gesprengt“.
Wie schon beim ersten Satz vor zwei Jahren, brach nun auch bei der zweiten Garnitur eine Kugel beim Carreau mittenzwei. Die Schwachstellen der teuren Bronzebälle scheinen die beiden Bohrungen mit ihren Verschlußschauben an den Kugelpolen zu sein. Jedenfalls laufen die Bruchlinien stets über diese beiden Stellen. Möglicherweise erzeugt ein Schlag direkt auf eine Verschlußschraube einen feinen Riß, läßt die Kugel am Gewinde korrodieren und verändert dabei auch fast unmerklich den Klang der Kugel. Ein paar weitere harte Treffer besorgen den Rest und der Metallball klappt einfach auseinander.
Bild links: Eine der beiden Pol-Verschlußschrauben der gegossenen Bronzekugel, gut erkennbar, der Grünspan am Gewinde und an der rauhen Fläche im Inneren.
Bild unten: Die Jahre auf dem Bouleplatz haben tiefe Spuren in der weichen Oberfläche der As de Carreau hinterlassen und gleichzeitig für immer bessere Griffigkeit gesorgt.
Für Nickelallergiker sind die handschmeichlerischen Bronzebälle ideal, färben aber, vor allem im Sommer, wenn die Haut schon mal schwitzig wird, ziemlich ab und schwärzen Hände und helle Klamotten.
Die Nachfolge der ersten Garnitur der „Sprunghaften" von Integrale trat ein Satz der superweichen Ton’R 110 an. Der ist aber, wen wundert es, schnell einem langfingerigen Liebhaber in die Hände gefallen. Ein Satz weicher, handfreundlicher Mars Karbonkugeln von Boulenciel tut seitdem seinen Dienst. Die nun jüngst entzweiten "Asse" ersetzt eine weiterere Garnitur weicher Spielkugeln vom italienischen Hersteller. Damit ist die Bronzezeit im Verein vorerst beendet.
Der Jubilar (rechts) mit dem Clubpräsidenten. Foto: www.comminges-actu.com
Jean Trey vom Club Boule Sportive Montréjeau ist seit 1946 und somit, man höre und staune, 73 Jahre Petanquespieler mit einer Lizenz des Französischen Verbandes.
Gegründet wurde die gallische Föderation für Petanque und Jeu provençal F.F.P.J.P. ein Jahr früher im Jahr 1945 von Ernest Pitiot.
Monsieur Trey trainiert nach eigenen Angaben viermal (!) die Woche und ist in bester Verfassung. Der sportliche Lizenzinhaber wurde vergangene Woche 90 Jahre alt und feierte seinen runden Geburtstag im örtlichen Boulodrome. Montréjeau ist eine 3.000 Einwohner-Gemeinde im Departement Haute-Garonne am Fuß der Pyrenäen.
Nach dem Schock durch die Nichtberücksichtigung der in der CMSB organisierten Bouler bei Olympia 2024 in Paris, zugunsten der Modesportart Breakdance, sind an der Basis der Kugelsportszene bereits Bestrebungen zu erkennen, unseren Sport für die Jugend attraktiver zu gestalten. Vielleicht gelingt es ja das "olympische Ruder" doch noch herumzureißen.
Auch wenn der DPV seinen neuen Länderpokal 55+/65+ schönredet, in Wirklichkeit grenzt er seine Alten aus. Die "Veterans" sind sportlich uneingeschränkt wettbewerbsfähig, wie alle anderen Altersgruppen auch, im klassischen Länderpokal. Ü55-Teams anstatt der Senioren 2 hätten das Leistungsniveau der Länderteams bestimmt nicht gedrückt und der LP wäre weder aufgebläht noch verwässert worden.
Jetzt ist er aber da, der "Alten-Cup" und die DPV-Werbung rührt kräftig die Trommel. Da ist von 525+ Jahren die Rede, als wäre das ein Leistungsmerkmal. Warum wirbt man nicht gleich mit 6000+, es sind doch 10 Landesverbände und noch ein paar Ersatzleute dabei. Wenn schon denn schon. Und Pokal der Routiniers? Ab 55 ist wohl Schluß mit lustig. Da gibts keine Heißsporne, Kampfsäue, Angsthasen oder Angeber mehr. Da werden keine sensationellen, noch nie dagewesenen Carreaus mehr geschossen und auch kein Riesenbockmist mehr zusammengeschussert. Da sind nur noch Routiniers zugange. Was für ein Bild vom Ü55-Petanque, auf sowas muß man mal kommen.
Rätselhaft auch der grell gefärbte behelmte Gallier-Kelten-Germanenkopf mit dem traurigen Bart. Ein weiterer Hinweis aufs Alter? Krieg der Kugeln? Haut den Lukas? Frankreich und Petanque? Eher ein kreatives „Luftloch“. Da hat "mann" ganz vergessen, daß beim Altencup jede Menge Frauen dabei sind. Die zudem nicht erpicht darauf sind, daß ihnen dieses zweifelhafte Alterssuperlativ 525+ um die Ohren gehauen wird.
Das ganze noch aufs Hemd gedruckt, so richtig kleidsam für die Altchen.
Originalplakat zur Einzel- und Doppel-WM in Spanien. Abb. FEP
Der Stier ist schon wieder da. Bei der letztjährigen Europameisterschaft im spanischen El Ejido/Almerimar durfte das grimmig blickende Tier ja bereits Werbung für unseren beschaulichen Sport machen.
Zu den Einzel- und Doppel-Weltmeisterschaften vom 2. bis zum 5. Mai 2019 am gleichen Ort, hat der spanische Ausrichterverband FEP den gehörnten Paarhufer schon wieder freigelassen. Ob nun eine so heißblütige, leicht erregbare und kraftstrotzende Kreatur wie „El Toro“ als Maskottchen für die Konzentrationssportart Petanca die optimale Wahl darstellt, bleibt zu diskutieren.
Wenn schon Stier, dann würden wir Ferdinand vorschlagen, den sanftmütigen Bullen aus Munro Leafs gleichnamigen Kinderbuch von 1936. https://www.youtube.com/watch?v=vOeNCB7j7wg
"Bouleguiderna" Sarah Vanoverschelde und Raphael Gharany erklären das Spiel. Foto: www.hotellrevyn.se
Die schwedische Website Hotellrevyn (Hotelrevue) bringt unter der Überschrift „Hier ist Teamplay von entscheidender Bedeutung“ einen Artikel über den Gastronomie-Arbeitsplatz Boulebar.
Hotellrevyn-Redakteurin Kajsa Olson besuchte im vergangenen Sommer die Stockholmer Boulebar Rålambshov und traf u.a. auf den DPV-Kaderspieler Raphael Gharany, der dort als sogenannter Bouleguide seine Brötchen verdient. Raphael räumt in dem Beitrag ein, daß es bei seiner Arbeit in der Boulebar nicht um die Feinheiten des Sports geht, sondern daß die Vermittlung der Grundlagen des Spiels und die soziale Komponente des Boulespiels im Vordergrund stehen. "Det viktigaste är inte att bli duktig, utan det sociala."
Die Restaurantkette Boulebar möchte dem schwedischen Publikum mit Pétanque sowie stilechten Speisen und Getränken südfranzösische Lebensart näherbringen.
Boulistenaute.com versorgt all Jene, die ihre Heilig-Abend-Rituale bereits hinter sich haben, mit einem Non-Stop-Video-Programm. Aufzeichnungen vom International in Bourg-Saint-Andéol und dem National Olivier in Nyons sollen verhindern, daß Petanquesüchtige über Weihnachten auf "turkey" kommen.
Die Kugelspielerin im Düsseldorfer Blumengarten. Foto: www.duesseldorf.de
Walter Schott, 1861 in Ilsenburg/ Harz geboren, war ein deutscher Bildhauer und Vertreter der klassizistischen, naturalistischen und neobarocken Berliner Bildhauerschule. Sein Werk die Kugelspielerin, eine ca. 140 cm hohe Bronzeplastik entstand 1897.
Der Düsseldorfer Stadtverordnete Gustav Herzfeld erwarb die Skulptur und machte sie der Bevölkerung seiner Stadt im Jahr 1902 zum Geschenk. Die anmutige boulespielende junge Frau fand einen Platz im sogenannten Blumengarten, einer kleinen Parkanlage am Südende der Düsseldorfer Königsallee. In der Zeit de Naziherrschaft sollte die Skulptur beseitigt werden, weil der Spender Gustav Herzfeld Jude war. Auf Fürsprache des Direktors der Düsseldorfer Kunstakademie Peter Grund wurde letztendlich nur der Name des Spenders am Sockel des Kunstwerks entfernt. Heute ist der Name Gustav Herzfelds wieder zu lesen und erinnert an den noblen Mäzen.
Ein zweite von Schott geschaffene Version der liebreizenden Skulptur stand lange im Luisenhain der Stadt Köpenik, verschwand allerdings um 1950 spurlos. Ein in Berlin ansässiger Liebhaberverein der verschollenen kunstvollen bronzenen Dame, initiierte eine Abformung der Düsseldorfer Kugelspielerin und einen Neuguß, um sie am Berlin-Köpeniker Standort wieder auferstehen zu lassen. Schotts Kugelspielerin war in der Zeit des Kaiserreiches (Wilhelm II) übrigens ein sehr beliebtes Motiv, das in vielerlei Varianten, Größen und Ausformungen die wilhelminische (Herren)Gesellschaft entzückte.
Über das Schicksal des jüdischen Kunstliebhabers und Mäzen Gustav Herzfeld ist leider nichts weiter bekannt. Er sollte aber nicht verwechselt werden mit dem Berliner Anwalt Gustav Herzfeld, der von den Nazis 1942 in Theresienstadt ermordet wurde.
Walter Schott selbst geriet nach Ende des Kaiserreichs weitgehend in Vergessenheit, immerhin schafften es Abgüsse seiner Kreation "Three dancing maiden" bis nach Antwerpen und in den New Yorker Central Park. Der Künstler starb 1938.
Petanque, Boule, Olympia 2024, eine Randsportart drängt ins Rampenlicht. Der Deutsche Petanqueverband ist vorn mit dabei und macht progressive Öffentlichkeitsarbeit vom Feinsten. Im Info-Center seiner Hompage stellt Deutschlands Petanque-Dachverband brandneue Downloads für die Presse bereit. Die DPV Jahresrückblicke von 2008 bis 2011 begeistern. Auch zum Start der Bundesliga kann schon jetzt eine Pressemappe für 2007 heruntergeladen werden. Die Krönung: Aus der Fülle der drei zur Verfügung stehenden Pressefotos ragt das Bild mit dem aktuellen Nationalspieler Sönke Backens heraus. Unter Statistik erfährt der interessierte Journalist bereits heute den DPV-Mitgliederstand von 2014. Der DPV hat die Hand am Puls der Zeit und nutzt den Multiplikator Presse mit voller Wucht für seine Öffentlichkeitsarbeit.
Bevor es im Rahmen der "freien Meinungsäußerung" in den sogenannten sozialen Netzwerken in Vergessenheit gerät, hier ein Hinweis auf Kapitel I, §1, Absatz 5 der Satzung des Deutschen Petanque Verbands. Hier steht: "Der DPV bekennt sich zu einem humanistisch geprägten Menschenbild, er dient der Wahrung und Förderung der ethischen Werte im Sport und fördert das bürgerschaftliche Engagement. Er vertritt den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz sowie parteipolitische Neutralität. Er tritt rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie jeder Form von Gewalt entschieden entgegen". Das Dokument kann von jedem Verbandsmitglied "downgeloaded" werden.
Vorbildliche Wurfhaltung: Hippy Oppliger vom PC Biberist, Zweiter der Schweizer Meisterschaft im Platzgen 2018 in Schüpfen.
Das Teil sieht aus wie Lisa Simpsons Kopf und erfunden haben es ausnahmsweise wirklich die Schweizer, im Berner Land, vieleicht im Emmental. Wir reden nicht von Käse sondern von der Platzge und der dazugehörigen urigen traditionellen Berner Wurfsportart Platzgen.
Seit dem Mittelalter werfen die Berner das gezackte Metallteil über 17 Meter an den Schwirren im Ries. Ein angeschrägter Topf mit gestampftem Lätt (Lehm), 1,4 Meter im Durchmesser, mit einem Metallstengel (Schwirren) in der Mitte. Das Wurfgerät wiegt zwischen 1 und 3 Kilogramm und hat einen Durchmesser von maximal 18 Zentimetern. Zwischenzeitlich dürfen auch „Wiibslüt“ mitmachen, sie werfen 11,5 Meter. Ziel des Spiels ist es, die Platzge direkt an den Schwirren zu schmeißen, was mit 100 Punkten belohnt wird. Jeder gemessene Zentimeter Abstand zieht einen entsprechenden Punkteabzugnach sich. (25 cm Abstand zum Schwirren sind z.B. 75 Punkte). 24 Würfe pro Wettkampf erfordern jede Menge Kraft, Konzentration und Ausdauer und eineinhalb Meter Anlauf. Die Platzger sind selbstverständlich organisiert, aber zu einer wirklichen panhelvetischen Vereinigung haben sie es noch nicht geschafft. Geplatzget wird vorwiegend bernerisch. Daa gahts zur homepage
50 Clubs umfasst der Verband mit ca. 400 Mitgliedern. Die zentralen jährlichen Veranstaltungen der Platzger sind das Frühlingsfest, die Meisterschaft und das Verbandsfest. Feschtli feiern gehört zum Platzgen dazu. Hier ein Video von der Meisterschaft 2018 in Utzensdorf auf Youtube.
Das Stichwort Platzgen fördert allerhand Erhellendes aus dem Netz zutage. Guet Lätt, Guten Lehm wünschen sich die Platzger vor Wettkampfbeginn. Eine aktuelle Verbindung zum Petanque gibt es auch. Das katalanische Santa Susanna, beliebter Treffpunkt der europäischen All-inclusive-Boule-Senioren, versammelt alljährlich auch die bernischen Platzger zum regelmäßigen Trainingslager unter mediterraner Sonne. Ob sie den Lehm fürs Ries mitnehmen?.
Das 2. Foto zeigt eine Platzge mit Daumenmulden für optimalen Griff: https://www.srf.ch/sport/mehr-sport/platzgen-wie-zu-gotthelfs-zeiten
Sacklocher in Aktion. Foto: wikimedia commons.
Ein entfernter Verwandter unseres Petanque. Die Amis nennen es Cornhole, die Deutschen Sackloch. Anderswo kennt man es als Bean Bag oder Baggo.
Statt Kugeln wirft der Sacklocher granulatgefüllte Stoffsäckchen, 15x15 cm im Format und 400 Gramm schwer. Ziel ist ein Loch, 15 cm im Durchmesser in einem schräg aufgestellten Brett. Das Brettformat kann variieren.
Die Zweierteams oder die Einzelspieler stehen sich ebenso gegenüber, wie die beiden Lochbretter. Wurfabstand ist 10 Meter. Wird ein Sack versenkt gibt es 3 Punkte, bleibt er auf dem Brett liegen immerhin noch einen Punkt. Fällt das Wurfteil auf den Boden gibt es null Punkte.
Gezählt wird immer die Differenz zwischen den erzielten Punkten der Teams oder Einzelspieler pro Durchgang (Frame). Dabei haben die Parteien jeweils 4 Wurfbeutel zur Verfügung. Die mögliche Punktausbeute pro Frame liegt zwischen 12 bis 0. Bei 21 und mehr erzielten Punkten ist ein Spielsatz zu Ende.
Ein Youtubevideo veranschaulicht das Spiel. Deutschlands Sacklocher sind im Deutschen Cornhole Verband e.V. organisiert, der auch eine Regelwerk verfasst hat. Hat schon was, dieses Sackloch, wenn nur dieses sperrige Brett nicht wäre.
Nachtrag: Wir hatten ja null Ahnung. Bernhard Goetzke aus Berlin hat uns auf die Sprünge geholfen. Spitzenbouler Frank Maurer vom PC Burggarten Horb, derzeit auf Platz 13 der DPV-Rangliste führt ein zweites Leben neben Boule, als mehrfacher Deutscher Cornhole-Meister für seinen Sackloch-Verein Topcorn Rust. Auch Ann-Katrin Hartel, 13. der DPV-Frauenrangliste startet erfolgreich für die Ruster als Cornholerin. Es ist zu vermuten, daß eine ganze Reihe von Petanqueurs ein Doppelleben führt. Was wohl mehr Spaß macht?
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Nachtrag: Die in dieser satirischen Werbeanzeige ursprünglich zitierte Person sieht sich zu Unrecht angegriffen. Wir haben deshalb alle Namensnennungen in diesem Beitrag unkenntlich gemacht.