BC2024 intractive. Die Kugel an der Sau signalisiert durch die blaue Farbe, daß sie geschossen werden muß. Die Kugeln können in jeder Farbe des Spektrums eingefärbt werden. Die Schußkugel hier im Farbton "traditionell" Foto: ASpress
Claude Azema, Chef des Petanque-Weltverbands FIPJP und der CMBS geht aufs Ganze. Um Petanque olympisch und damit fernsehtauglich zu machen, ist bald Schluß mit dem Zählspiel bis 13. http://www.fipjp.org/index.php/fr/actus/item/127-les-boules-se-plient-en-4-pour-etre-olympique Ähnlich wie im Curling, strebt Azema dauerhaft Zeitspiel an, um unseren Sport fürs Fernsehen planbarer und die Zuschauer attraktiver zu machen. Eine kleine Revolution. Einer gigantischen Revolution gleich kommt hingegen das von der FIPJP neu konzipierte Spielgerät, mit dessen Einsatz der Schritt weg vom traditionellen Kugelspiel hin zum leichtverständlichen Medienspektakel gelingen soll. An der Grand école polytechnique in Le Blaireau entstand unter fachlicher und finanzieller Mithilfe französischer Technologiefirmen wie Rafistoleur und Jobarde ein absoluter High-Tech-Bolide. Entwickler Franck Branquignol: "Die neue BC2024 interactive wird das Spiel revolutionieren, sie hat aber den Nachteil, daß sie nie zu einem sozial verträglichen Preis hergestellt werden kann". Petanque zieht damit bei den Kosten fürs Spielgerät mit Curling gleich, das Claude Azema so gerne bei seinem Kampf um Olympia als Vorbild für Petanque bemüht. Ein guter Satz Curlingsteine kommt auf 10.000 Euro. Das schafft die Boulerevolution aus Blaireau nun locker. Die Petanquezukunft heißt Olympia und Zweiklassengesellschaft.
Erscheinungsbild wie Produktion des neuen High-End-Produkt muten futuristisch an. 3-D-Drucker produzieren sie aus pyroeklektischen und plastokeramischen Sintermetallwerkstoffen. Im kontinuierlich ablaufenden Herstellungsprozess entstehen dabei die integrierten Mikroprozessoren, Schaltkreise, Sensoren und bioluminiszenten Nano-LEDs am Stück. Völlig klar, daß die Equilibrage bei nie dagewesenen 100% liegt. Die neuen Kugeln sind kommunikativ, interaktiv und intelligent. Sie messen selbständig Entfernungen und die Abstände untereinander sowie zur Sau, die in Zukunft ebenfalls dank Elektronik mitdenkt. Durch die Nano-LEDs sind die Kugeln farblich programmierbar und signalisieren Spielsituationen polychrom, wir kennen diese Farbspiel in der Natur bei Chamäleons und Oktopussen.
Kugeln und Cochonnet errechnen interaktiv, ob Schießen oder Legen sinnvoll ist. Sie zählen und senden automatisch den Spielstand für Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter. Fehlmessungen und Irrtümer sind ausgeschlossen. Die Programmierung erfolgt über Smartphone-Apps durch den Oberschiedsrichter. Härte, Grip und Rebond sowie auch der Klang können programmiert werden. Vom hellen Glockenklang bis zum intern le prout genannten dumpfen Knattern sind vielfältige Lautäußerungen möglich.
Schock-, Abrieb- und Korrosionsfestigkeit sind unerreicht. Azemas Pro-Olympia-Kugeln dürfen vorerst parallel mit den üblichen zugelassenen Metallkugeln eingesetzt werden, was in der Praxis allerdings selten der Fall sein dürfte. Eine Einführung für den breiten Markt liegt nämlich in weiter Ferne. Ausgestattet werden vorerst nur einige ausgewählte französische sowie internationale Topspieler. Es ist zu befürchten, daß Frankreich seinen schwindenden Vorsprung im Petanquesport durch diese exklusive Technik wieder ausbaut. Claude Azema spricht es zwar nicht direkt aus, aber diese Kugeln bedeuten auch einen ersten Schritt auf dem Weg zum autonomen Boulen. "Mit der BC2024 interactive versuchen wir, deutlich ausgedrückt, gewisse kognitive Defizite durch technische Intelligenz beim Spielgerät zu kompensieren, um Petanque an den internationalen Fernseh- und Medienmarkt zu adaptieren".