Illustration: Viagens de Gulliver, um 1900, wikimedia commons
Unterhaltsame und aufschlussreiche Lektüre für die Feiertage präsentiert uns der europäische Petanque-Dachverband CEP. Ein Blick in die aktuelle Statistik der CEP zu den vergebenen Spiellizenzen, offenbart ein geradzu grotekes Mißverhältnis bei der Verteilung der Spielerpässe in Europa.
Da gibt es einen alles überragenden französischen Lizenz-Giganten und 40 europäische Lizenzzwerge. Insgesamt betreiben innerhalb der CEP mit ihren 41 National(Regional)verbänden 390.068 Spieler und Spielerinnen aller Altersklassen ihren Sport mit einer Lizenz ihrer jeweiligen nationalen Föderation. Doch mit allein 301.444 Spielerpässen zeigt sich der französische Verband dabei mehr als dreimal so stark wie das gesamte restliche vierzignationenstarke Petanque-Europa. Geradzu mikroskopisch muten die Verbände Jerseys und Sanmarinos mit jeweils 35 und 40 Lizenznehmern an. Belgien, Niederlande, Spanien und Deutschland sind mit jeweils ca. 15.000 Lizenzen wiederum die vermeintlichen Riesen innerhalb der Petanquewichtelschar.
Stellt man die Lizenzen jedoch in Relation zur Einwohnerzahl eines Landes ergeben sich verblüffende Werte. Nicht Gulliver Frankreich liegt vorn, sondern Monaco. Im Fürstentum boult jede(r) 116te EinwohnerIn lizenziert. Frankreich fällt hier mit 1 zu 222 schon etwas ab. Auch die Kanalinsel Guernsey positioniert sich noch als Großmacht mit 1/307. Deutschland rangiert im Mittelfeld, eine Lizenz kommt hierzulande auf 5.867 Personen. Damit liegt das nach Russland zweitgrößte Land Europas trotzdem noch weit hinter Luxemburg, Belgien, Niederlande oder Schweden. Vollends zur Geheimwissenschaft wird Petanque in Russland, wo eine Lizenz auf fast 1,2 Millionen Einwohner kommt.
Das CEP-Zahlenwerk beweist auch, Petanque ist in erster Linie ein Alt-Männersport und wird es auf lange Sicht bleiben. Bei den Veterans und Seniors macht der Frauenanteil nicht einmal 20% aus, bei den Junioren kommen "femals" auch nur auf etwa 25%. Insgesamt sind dafür 51,49% der Lizenznehmer in Europa 55 Jahre und älter. Weil Spanien seine Veterans zu den Erwachsenen zählt, ist dieser Prozentsatz sogar noch geschönt. Der Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen europaweit ist erschreckend gering, keine 10% der Lizenzen gehen auf die Altersgruppen Espoirs und Juniors. Deutschland setzt noch eins drauf und outet sich mit Werten unterhalb des gesamteuropäischen Durchschnitts bei jungen und weiblichen Lizenznehmern als noch rückständiger.
Wer sucht, wird viel aus der Statistik herauslesen können. Zum Abschluß ein interessanter Aspekt, der den grobgestrickten Vorurteilsnehmern hierzulande einen kalten Schauer über den Rücken jagen dürfte. Wenn es nach der CEP-Statistik geht, ist der türkische Verband in der Relation nicht nur der "jüngste" sondern mit weitem Abstand auch der "weiblichste" Verband in Europa. Siehe hier
Unschwer zu erraten wem im Petanquesport die Zukunft gehört.