09./10.10. Marseille, Coupe de France des Clubs de pétanque, Finalrunde der Besten Acht • Wie nicht anders erwartet, gewinnt die zusammengekaufte Startruppe von Frejus International Petanque mit fast schon obszöner Überlegenheit das Finalturnier des CdFdC 2019/2020.
Die hauptsächlich aus den Trümmern des zerschlagenen Exmeisters ABC Draguignan entstandene Siegermannschaft holt sich den Titel in diesem traditionellen Wettbewerb ohne im Turnierverlauf ein einziges Triplette gespielt zu haben. Der derzeit praktizierte Modus 6xTête-à-tête à 2 Pkt., 3x Doublette à 3 Pkt. und 2xTriplette à 5 Punkte macht dies möglich, indem er die Einzelspielrunde maßlos überbewertet und die einstige Königsdisziplin des Petanquesports, das Triplette, zum lästigen Anhängsel und Lückenbüsser degradiert.
Es klingt unglaublich, aber bei den 7 Finalbegegnungen in Marseille spielten die acht beteiligten Equipen von 14 theoretisch möglichen Triplettes gerade einmal lächerliche 4, weil die Entscheidungen nach Einzeln und Doppeln vorzeitig gefallen waren. Wer immer diesen Modus erfunden hat, erweist damit dem Petanquesport einen echten Bärendienst. Mittlerweile äfft man auch hierzulande das Spielschema kritiklos nach, zu befürchten ist, dass sich dieser Pokalunfug international zu Lasten des Triplettes langfristig durchsetzt.
Wie prägend die Dreierequipe für unseren Sport ist, erkennt der Boulefreund an der Weltmeisterschaft der Männer, die bis 2014 ausschließlich nur im Triplette ausgespielt wurde. Das Tête-à-tête kam erst 2015 dazu, die verschiedenen Doublette-Varianten gar erst 2017. Ohne Zweifel hat die Drei im Petanque eine ähnlich fundamentale Bedeutung wie die Elf im Fußball. Nichts gegen das Einzel generell, aber ein Mannschaftswettbewerb ohne zwingend zu spielende Triplette-Matches erscheint fast schon als Verrat am Wesen des Petanquesports.
Verfasser Roland Netter